Talentschuppen

Praxis für     Begabtenförderung

Das Irlen-Syndrom

Auf der Suche nach den Ursachen für Schreib- Leseschwäche und Lernschwierigkeiten entdeckte 1981 die Psychologin Helen Irlen an der California States University in Long Beach eine spezifische Wahrnehmungsstörung. In Untersuchungen berichteten Patienten von ihren visuellen Wahrnehmungsschwierigkeiten und einer hohen Lichtempfindlichkeit. Ein glücklicher Zufall initiierte schließlich die Entwicklung der Irlen-Filter. Das Auflegen einer farbigen Folie auf einem weißen Blatt mit Text reduzierte die Wahrnehmungsschwierigkeit einer Klientin. Es stellte sich heraus, dass jeder Patient eine individuelle Farbe zur Korrektur der Wahrnehmung benötigte. Schließlich entwickelte Helen Irlen die farbigen Irlen-Filter.

Betroffene beschreiben die gestörte Wahrnehmung als Verzerrung oder Bewegung der Buchstaben:


"Buchstaben, Wörter, ganze Zeilen und Textblöcke bewegen sich über die Buchseite. Die Augen folgen stetig den einzelnen Wörtern, versuchen immer wieder den Lesefluss nicht stocken zu lassen, ermüden bald und beginnen erneut mit dem Versuch, die Textbotschaften zu erfassen."

Bei künstlicher Beleuchtung verschlimmern sich in der Regel diese Schreib- Leseschwierigkeiten. Und weil dem Betroffenen nicht bewusst ist, dass er an dem Irlen-Syndrom leidet, verdrängt er die Schwierigkeit, erklärt den Inhalt des Buches vielleicht für uninteressant. Die Verzerrungen der gelesenen Texte spiegeln sich in der Handschrift wieder. Die von verständnislosen Eltern und Lehrern als unordentlich bezeichnet wird. Kinder geraten hier schnell in einen inneren Konflikt. Weil sie trotz größter Anstrengung nicht die Anforderungen eines angestrebten Lernziels erfüllen können.

Menschen mit Irlen Syndrom haben Wahrnehmungsprobleme, die die Verarbeitung im Gehirn beeinflussen. Bezogen auf den Sehsinn geht es auch um die Interpretation des Gesehenen und damit um die Interaktion mit der Umwelt (Menschen und Dinge).

70 % der Informationen werden durch die Augen aufgenommen und müssen vom Gehirn richtig interpretiert werden. Alle menschlichen Sinne agieren und kooperieren miteinander: das Sehen, das Hören, das Tasten und das Riechen. Wenn die Wahrnehmung eines Sinnes stark gestört ist, führt dies zu einer Funktionsbeeinträchtigung, die durch die andern Sinne nicht kompensiert werden kann. Die Fehlfunktion eines Sinnes kann die korrekte Interpretation der übrigen Sinne erheblich stören, und damit die Fähigkeit mit der Umwelt zu interagieren beeinträchtigen.

Hochsensibilität und Irlen Syndrom

 

Hochsensitivität (HS) beschreibt, wie Daten (Reize) aufgenommen, weiterverarbeitet und interpretiert werden. Diese Besonderheiten der Wahrnehmung als Prozess äußern sich manchmal in optischen Sensitivitäten, die zu visuellem Stress und Störungen der Wahrnehmung führen können.  

Da Hochsensitivität als fundamental angesehen werden kann, treten optische Sensitivitäten beispielsweise bei hochsensiblen Kindern und Erwachsenen, hochbegabten Minderleistern (Underachievern), LRS-Schwächen, AD(H)S-Problematiken, Asperger & Autismus und Synästhetikern auf, oder werden in der Symptomatik häufig verwechselt