Autismusspektrumstörungen
Autismus-Spektrum-Störungen sind tiefgreifende Entwicklungsstörungen, die u.a. durch ein reduziertes Interesse an sozialen Kontakten sowie einem reduzierten Verständnis sozialer Situationen gekennzeichnet sind. Zudem liegen auch sprachliche Besonderheiten und Einschränkungen, vor allen der Sprachentwicklung, aber auch der pragmatischen Anwendung von Sprache vor. Innerhalb der Autismus-Spektrum-Störungen gibt es unterschiedliche Symptome, Ausprägungen und Schweregrade. Zwar sind diese Erkrankungen bis heute nicht ursächlich behandelbar, es können jedoch durch gezielte Therapie die Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion reduziert werden, die Kommunikationsfertigkeiten deutlich gesteigert, sowie stereotype Verhaltensweisen und psychische Begleiterkrankungen (komorbide psychische Störungen) relativ gut behandelt werden.
Es gibt verschiedene Erklärungsansätze für die Entwicklung von Autismus, es gibt jedoch keine allgemeingültige Ursache. Vielmehr ist davon auszugehen, dass Autismus-Spektrum-Störungen ganz unterschiedliche Ursachen haben können. Bekannt ist, dass verschiedene biologische Faktoren eine wesentliche Rolle spielen.
Erbliche Faktoren gelten als eine der Hauptursachen für autistische Störungen. Bei einem von Autismus-Spektrum-Störung betroffenen Elternteil ist das Risiko, ebenfalls ein Kind mit Autismus-Spektrum-Störung zu bekommen, stark erhöht.
Das Aspergersyndrom
Obwohl Kinder mit einem Aspergerautismus oft mindestens durchschnittlich intelligent sind, haben sie häufig in Kindergarten und Schule Schwierigkeiten. Sie weisen eine gestörte soziale Interaktion und stereotype Verhaltensmuster auf , die in vielen Fällen aber schwächer ausgeprägt als beim frühkindlichen Autismus. In der Regel zeigen sich diese Auffälligkeiten beim gemeinsamen Spielen mit gleichaltrigen Kindern, an dem Kinder mit Asperger Syndrom entweder kein Interesse haben oder es nach eigenen Regeln spielen wollen, so dass es oft zu Konflikten kommt.
In bestimmten Wissensbereichen, die das Allgemeinwissen deutlich dominieren, können Personen mit Asperger Syndreom häufig erstaunliche Fähigkeiten, Kenntnisse und Gedächtnisleistungen zeigen (Inselbegabung).
Autismus-Diagnose
Die Autismus-Diagnostik ist aufwendig und komplex.
Sie umfasst auch ergänzende Untersuchungen, die nicht direkt zur diagnostischen Abklärung von Autismus dienen, sondern der Abklärung bzw. dem Ausschluss anderer Probleme.
Die Autismus-Diagnostik bei Kindern lässt sich in drei Bereiche einteilen:
- Autismus-spezifische Diagnostik
- Intelligenz-und Entwicklungsdiagnostik
- medizinische Diagnostik
FSK (Fragebogen zur sozialen Kommunikation)
ADOS (Beobachtungsskala für Autistische Störungen)
ADI-R (Autism Diagnostic Interview – Revised
Intelligenz-und Entwicklungsdiagnostik
KABC II
Medizinische Diagnostik
Dazu können z.B. ein EEG, MRT, eine körperliche Untersuchung, eine genetische Untersuchung oder ein Hörtest, unter Umständen auch ein Sehtest gehören. Keine dieser Untersuchungen dient dazu festzustellen, ob ein Kind autistisch ist oder nicht, sie dienen lediglich der Differentialdiagnostik.
Differentialdiagnose und Komorbiditäten
Im Rahmen der Autismus-Diagnose ist es wichtig, andere Diagnosen auszuschließen; das nennt man Differentialdiagnose.
Auffällige Verhaltensweisen sind manchmal schwer zuzuordnen. Wenn ein Kind zum Beispiel (noch) nicht spricht, steht oft der Verdacht auf Autismus im Raum, aber es könnte auch sein, dass das Kind nicht gut hört und deshalb nicht spricht, dass es eine spezifische Sprachentwicklungsstörung hat, mutistisch ist, oder einfach etwas später dran mit dem Sprechen.
In jedem Fall wäre es das Ziel, dem Kind sinnvolle Kommunikation zu ermöglichen. Für die Wahl der Herangehensweise ist es aber entscheidend zu erkennen, was das Problem ist. Plakativ gesagt wird ein schwerhöriges Kind nicht von einer Autismus-Therapie profitieren und ein autistisches Kind keinen Nutzen von einem Cochlea-Implantat haben. Eben deshalb ist die korrekte Diagnose so wichtig.
Zu den wichtigsten Differenzialdiagnosen, die in der Autismus-Diagnostik bei Kindern zu berücksichtigen sind, gehören ADS und ADHS, Intelligenzminderung, Verhaltensstörungen (z.B. Bindungsstörung), Soziale Phobie, Depression, Sprachentwicklungsstörungen, Hör- und Sehstörungen, Tics, Zwangsstörungen, Rett-Syndrom und Fragiles X-Syndrom.