Prokrastination Definition
Der Begriff ‚Prokrastination‘ stammt vom lateinischen Verb ‚pro-crastinare‘ ab. Wörtlich heißt das: auf morgen schieben, aufschieben, verschieben, vertagen oder verzögern. Er ist Teil der Fachsprache und immer gebräuchlicher in der Alltagssprache. Synonyme sind die umgangssprachliche ‚Aufschieberitis‘, das ‚Aufschiebeverhalten‘, ‚Bummelei‘, ‚Erledigungsblockade‘, ‚Erregungsaufschiebung‘ sowie der ‚Handlungsaufschub‘.
Prokrastination beinhaltet nicht, Aufgaben oder Termine einmal zu verschieben. Es geht um ein wiederholtes Vertagen, und zwar von unangenehmen wichtigen und dringenden Angelegenheiten.
Handlungsaufschübe beginnen im Kleinen: mit dem späten Anfangen einer bedeutenden Aufgabe und vielen Unterbrechungen, mit dem Ziel, abzulenken und sich auf Unwichtiges zu fokussieren. Auch fehlende wichtige Zusagen oder Absagen, vor denen sich die Person nicht entscheiden kann, zählen dazu. Die Aufschieberitis kann ihren Ausdruck im Großen darin finden, dass ein Mensch ein zielgerichtetes Arbeiten vermeidet.
Ob jemand eher zur „Aufschieberitis“ neigt oder nicht, hängt stark von der Persönlichkeit ab.
Ursachenforschung
In einer Studien der Ruhruniversität Bochum (Psychological Science, 2018; doi: 10.1177/0956797618779380) zeigten sich neuronale Unterschiede zwischen Personen, die zielgerichtet arbeiten oder Aufgaben aufschieben:
Die Hirnscans enthüllten deutliche Unterschiede zwischen den eher schnell Entschlossenen und den zum Aufschieben neigenden Probanden. Bei Letzteren war die Amygdala, auch Mandelkern genannt, etwas vergrößert, wie die Forscher berichten. Dieses Areal gilt als Gefühlszentrum des Gehirns, spielt aber auch eine wichtige Rolle beim Einschätzen und Wiedererkennen von Situationen.
Die Aufgabe der Amygdala ist es unter anderem, uns vor möglichen negativen Konsequenzen einer Handlung zu warnen. „Menschen mit höherem Amygdala-Volumen könnten eine größere Furcht vor den negativen Konsequenzen einer Handlung haben – sie zögern und schieben deshalb Dinge auf.
Bei Probanden mit „Aufschieberitis“ war die funktionelle Verbindung zwischen der Amygdala und einem weiteren Hirnareal, dem sogenannten dorsalen anterioren cingulären Cortex (dorsaler ACC) weniger stark ausgeprägt. Bei denjenigen, denen das sofortige Erledigen von Aufgaben leicht fiel, war diese Verbindung dagegen stark ausgeprägt, wie die Forscher berichten.
Der dorsale ACC spielt eine wichtige Rolle für unsere Handlungskontrolle, wie Schlüter und ihre Kollegen erklären. Er nutzt Informationen über den potenziellen Ausgang von Aktionen, um diejenigen auszuwählen, die in die Tat umgesetzt werden. Gleichzeitig unterdrückt er konkurrierende Einflüsse, damit diese Handlung ungestört abgeschlossen werden kann.
Ist nun das Zusammenspiel zwischen Amygdala und dorsalem ACC gestört, funktioniert diese Auswahl und Abschirmung nur noch unzureichend. Dadurch können negative, eher hemmende Einflüsse der Amygdala die Oberhand gewinnen – und unseren Handlungswillen lähmen.
Ist Prokrastination eine Krankheit?
Äußere Faktoren
Hilfen